Neuroaktive Steroide werden bei Schizophrenie und bipolarer Störung verändert: Relevanz für Pathophysiologie und Therapeutika

Autor(en):

Marx CE, Stevens RD, Shampine LJ, Uzunova V, Trost WT, Butterfield MI, Massing MW, Hamer RM, Morrow AL, Lieberman JA

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Publikation:

Neuropsychopharmacology . 2006 Jun;31(6):1249-63.

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DOI-Link:

https://doi.org/10.1038/sj.npp.1300952

Es gibt Anzeichen dafür, dass neuroaktive Steroide als Modulatoren für die Pathophysiologie und Therapie der Schizophrenie infrage kommen.

Wir untersuchten daher post mortem neuroaktive Steroidspiegel im Hirngewebe von Probanden mit Schizophrenie, bipolarer Störung, nicht-psychotischer Depression sowie Kontrollpersonen, um festzustellen, ob neuroaktive Steroide bei diesen Erkrankungen verändert sind.

Hinteres cinguläres und parietales Cortexgewebe aus der Sammlung des Stanley Foundation Neuropathology Consortium wurde mittels Negativ-Ionen / Chemischer Ionisations-Gaschromatographie / Massenspektrometrie analysiert, der eine Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie vorausging.

Probanden mit Schizophrenie, bipolarer Störung, nicht-psychotischer Depression und Kontrollprobanden wurden nach Alter, Geschlecht, Ethnizität, Hirn-pH-Wert und Post-mortem-Intervall in Gruppen eingeteilt (n = 14–15 pro Gruppe, 59–60 Probanden insgesamt). Statistische Analysen wurden mit ANOVA nach Post-hoc-Dunnett-Tests für logarithmisch transformierte neuroaktive Steroidspiegel durchgeführt.

Pregnenolon und Allopregnanolon waren im postmortalen menschlichen Hirngewebe in wesentlich höheren Konzentrationen vorhanden als sie normalerweise im Serum oder Plasma festgestellt werden. Die Pregnenolon- und Dehydroepiandrosteronspiegel waren bei Probanden mit Schizophrenie und bipolarer Störung sowohl im hinteren cingulären als auch im parietalen Cortex höher als bei den Kontrollprobanden. Die Allopregnanolonspiegel waren im parietalen Cortex bei Probanden mit Schizophrenie im Vergleich zu den Kontrollprobanden tendenziell erniedrigt.

Neuroaktive Steroide sind im postmortalen menschlichen Hirngewebe in physiologisch relevanten Konzentrationen vorhanden und bei Probanden mit Schizophrenie und bipolarer Störung verändert. Eine Reihe neuroaktiver Steroide wirkt an inhibitorischen GABA-A- und exzitatorischen NMDA-Rezeptoren und zeigt neuroprotektive und neurotrophe Effekte. Neuroaktive Steroide kommen daher als Modulatoren für die Pathophysiologie der Schizophrenie und bipolarer Störungen infrage und könnten für die Behandlung dieser Erkrankungen relevant sein.

Gewebekonzentration von Steroiden im hinteren cingulären Cortex bei Patienten mit unterschiedlichen neuropsychiatrischen Erkrankungen. (Quelle: modifiziert nach Marx CE et al. 2006)
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