Neuroaktive Steroide, Moleküle, die aus Cholesterin in steroidogenen Zellen (d.h. in peripheren Drüsen und im Nervensystem) produziert werden, sind physiologische Modulatoren und Schutzmittel der Nervenfunktion. Eine mögliche Rolle neuroaktiver Steroide bei der geschlechtsdimorphen klinischen Manifestation, dem Ausbruch und dem Fortschreiten von Multipler Sklerose (MS) wurde kürzlich vorgeschlagen.
Um diese Möglichkeit zu erforschen, haben wir die Synthese des ersten steroidogenen Produkts (Pregnenolon; PREG) im Rückenmark von Ratten mit experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis, einem MS-Modell, untersucht.
Die erhaltenen Daten weisen darauf hin, dass die Synthese von PREG im Rückenmark durch die Pathologie in einer geschlechtsdimorphen Weise und in Abhängigkeit vom pathologischen Verlauf verändert wird. Tatsächlich war die Synthese im männlichen Rückenmark bereits in der akuten Phase der Erkrankung (d.h. 14 Tage nach der Induktion − dpi) vermindert und blieb in der chronischen Phase (d.h. 45 dpi) niedrig, während dieser Effekt bei den Weibchen erst in der chronischen Phase beobachtet wurde.
Die Substratverfügbarkeit spielte ebenfalls eine Rolle bei der geschlechtsdimorphen Kinetik. Tatsächlich zeigten männliche Tiere in der chronischen Phase eine Verringerung des Gehalts an freiem Cholesterin, gekoppelt mit einer Veränderung des Cholesterinstoffwechsels zu Oxysterolen; diese Effekte wurden bei weiblichen Tieren nicht beobachtet.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Verständnis der neurosteroidogenen Prozesse relevant sein könnte, um den Sexualdimorphismus der MS besser zu verstehen und möglicherweise geschlechtsspezifische therapeutische Strategien zu entwerfen, die auf neuroaktiven Steroiden basieren.